Cherry Bandora spielen Musik, die vor einem halben Jahrhundert im östlichen Mittelmeer in Blüte stand und jetzt in Berlin die Clubbesucher auf die Tanzflächen holt.
Es erstaunt nicht wirklich, dass die Pop-Musik der 60er und 70er Jahre aus Griechenland heute in Deutschland eine neue Blütezeit erlebt. Sind doch Griechen die siebtgrösste Einwanderer-Gruppe in Deutschland. Zudem haben Anatol-Rockbands wie die Truppe von Gaye Su Akyol oder Altin Gün die Ohren (und Tanzbeine) der westeuropäischen Clubbesucher für die Sounds und Melodien aus dem östlichen Mittelmeer bereits bestens vorbereitet.
Bei der Gruppe Cherry Bandora aus Berlin Kreuzberg ist die Sache noch etwas komplexer verwoben, denn hier treffen nicht nur griechische und türkische Melodien aufeinander. Das Repertoire stammt aus dem gesamten östliche Mittelmeerraum. Hier kommt zusätzlich das familiäre Erbe der mehrheitlich jüdischen Musiker*innen dazu. Gesungen wird in Griechisch, Türkisch, Englisch und Hebräisch. Oder wie die Sängerin Lorena Atrakci es definiert:
Als Nachkommen von Mizrahi-Juden (jüdische Migranten aus außereuropäischen Ländern), die mit den Beatles und Umm Kulthum aufgewachsen sind, in der Schule Jazzmusik gespielt haben und jetzt in Kreuzkölln leben, ist es uns wichtig, dieses gemeinsame Erbe im Kontext der globalen Musikszene von heute zu feiern.
Angeführt von der Bouzouki von Liad Vanounou wird das Liederbuch der Laïko-Tradition gepflegt – stiltechnisch so was wie die lebenslustige Kusine des Rembetiko. Einem Helden dieser Zeit, Vassilis Tsitsanis, wird gleich zu Beginn der Produktion ein Kränzchen gewunden, sein «Sound of the Baglama» wird angespielt. Doch die Berliner Truppe ist nicht darauf versessen, musikethnologisch korrekt alte Hits neu zu interpretieren. Es geht vor allem darum, die Lebens- und Tanzfreude jener Zeit wieder aufleben zu lassen.
Cherry Bandora finden in einem, leicht mit Patina belegten, griechisch-türkischen Liederbuch Lebensfreude für’s Heute.
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