Lalalar – En Kötü Iyi Olur

Lalalar – En Kötü Iyi OlurWer auch immer die Musik von Lalalar beschreiben will hangelt sich von Vergleich zu Verwandtschaft zu Versuch zu Worthülse.

Würde man den Klang der Musik analysieren wollen, dann wäre da ein Punk-Trio, das sich aus dem anatolischen Rock-, Groove- oder Melodienschatz bedient. Darum herum werden mittels Electronica, Gitarren, Studiotechnik Klangtürme gebaut, eher graue oder düstere Fassaden. Für uns im Westen klingt es nach Türkei, für die Leute zuhause in Istanbul wohl eher nach Westen, nach Indie-Electro. Es hat was für den Pogo-Tänzer dabei, auch für die Ausdruckstänzerin. Selbst Nichttänzer können mitwippen. Die Grooves werden auch als Dancefloor gehandelt, haben aber die Tücke, dass dabei immer mal wieder die Beine einknicken.

Zugänglich sind die Songs nicht wirklich, denn wenn die Sounds eher aus der kalten, harten Ecke kommen, dann erst recht die Song-Aussagen. Sänger, Bassist und Haupttexter Ali Güçlü Şimşek – er hat auch die meisten Lyrics von Gaye Su Akyols Album «Anadolu Ejderi» geschrieben – sprayt seine Texte in die Grooves. Er braucht gerne Metaphern: «Gleiche Scheisse, anderes Arschloch», «Wir fliegen im vergoldeten Käfig wie Truthähne, die sich nach Weihnachten sehnen» oder «Ich stehe vor meinem inneren Gericht unter Anklage». Die Selbst- und Weltverachtung will/muss herausgetanzt werden. Lasst die Haare fliegen, tanzt bis zum umfallen, dann wird das Leben vielleicht ein bisschen erträglicher.

Harte Grooves, meistens ziemlich fiebrig, Wortkaskaden die gegen eng stehende Wände, gegen politische oder seelische Zustände geschleudert werden. Lalar ist anziehen-wegstossen, gleichzeitig.

Rating: ★★★★☆ 

Mehr Infos über Lalalar …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..