Snow From Yesterday ist eine zartbittere Produktion. Manu Delago kehrt damit zu jenem Instrument zurück, das ihm schon vor Jahren Wegweiser zu seiner Weltkarriere war: Das Hang (Handpan).
Zartbitter, weil Manu Delago hier zwei vermeintliche Gegensätze zusammenbringt: Musik, die zart wirkt und sich sanft anfühlt. Darin verpackt seine Sorge um diesen Planeten, um die Umwelt, resp. wie wir Menschen damit umgehen. In der Kombination ist es sowas wie Seide mit Dornen.
Musikalisch baut der Schlagwerker die meisten Songs um ein Pattern, eine Melodie auf seinem Hang. Auch wenn diese Melodie dann an andere Instrumente weitergegeben wird, sich z.B. zum Bläsersatz entwickelt, ist die Herkunft von seinem Signatur-Instrument vor allem in der Rhythmik noch hörbar. Nebenbemerkung: es scheint sowas wie einen österreichischen Bläserklang zu geben, denn die Arrangements klingen wie ferne Verwandte von Bands wie Federspiel oder Franui.
Keine Schwarzmalerei
Die zweite Überraschung sind die drei Stimmen von «Mad About Lemon», ein Tiroler Frauentrio mit Heidi Erler, Mimi Schmid und Anna Widauer. Der Zusammenklang von Hang und Stimmen entstand über mehrere Monate. Die drei Sängerinnen pflegen auch als Trio eine sehr ätherische Polyphonie (Spotify). In diesem Projekt müssen sie zusätzlich eine Botschaft transportieren, die nicht immer leichtverdaulich ist.
So beginnt «Stay Afloat» mit einer Aufzählung von Grosstädten, die in den nächsten Jahrzehnten wegen des steigenden Meeresspiegels wohl überflutet werden. «Modern People» wird aus dem Blickwinkel einer Erdenbewohnerin in 100 Jahren erzählt, berichtet über das Artensterben und meint lakonisch «..die Menschheit hat Tiger und Nashörner ausgerottet, und beinahe auch sich selbst …»
Manu Delago will nicht schwarzmalen. Er setzt aber auf zerbrechliche Melodien, um deutlich zu zeigen: Vorsicht im Umgang mit unserem Planeten, wir haben nur diesen einen.
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