Susheela Raman ist der Hochglanz-Pop-Weltmusik entschlüpft und mit diesem Album unterwegs in eine vielschichtig komponierte, geheimnisvolle Soundlandschaft. Etwas sperriger, herausfordernder, aber nachhaltiger.
Zwischen 2001 und 2005 veröffentlichte Susheela Raman zusammen mit Sam Mills drei Alben, die bei den Kritikern auf offene Ohren und Begeisterung stiessen. Eine schmeichelnde Stimme und die stilsichere Mischung zwischen südindischem Melodienzauber und Pop-Gespür machten sie schnell zum Liebling der Fachpresse. Dass da noch eine andere Künstlerin im Verborgenen wartete machte sie mit einem unerwarteten Album mit Coverversionen von Songs zwischen Velvet Underground und Captain Beefheart klar. «33 ⅓» war für mich ein Bruch in der Wahrnehmung.
Susheela und Sam haben lange am Nachfolgealbum gearbeitet und es viel konzertanter gestaltet. Die Songs, egal ob aus dem südindischen Liederbuch oder die Eigenkompositionen, folgen nicht mehr der Pop Struktur. Sie sind als Kompositionen angelegt, mal flächig-atmosphärisch, theatralisch, mal aggressiv mit harten Beats arrangiert. Sounds und Grooves übernehmen eigenständigere Rollen, die Gastmusiker von Tony Allen über Kutle Khan bis Ben Mandelson sind wohl ausgesucht und bereichernd. Die Sängerin wird zur Erzählerin, wenn sie in «Orfea» die weibliche Version des Mythos erzählt: «All I have is music». Das ist ein Statement – und die Musik erlaubt sich, ständig die Form zu wechseln.
Es scheint, dass Susheela Raman mit diesem Album ein ganz anderes Liederbuch, eine neue Liedersammlung aufgeschlagen hat, ihre Karriere in eine neue Richtung lenkt. Ihr zu folgen ist spannend, braucht aber Flexibilität und echtes Interesse.
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