Die Frau als Bewahrerin, als Hüterin steht im Zentrum dieses Albums von Tamikrest. Soundmässig reicht die Sahara nun bis London und Kalifornien.
In der Tradition der Tuareg hat die Frau ein hohes Ansehen. Sie ist die Hüterin der Familie. Geschieht ihr etwas, geschieht dies dem ganzen Stamm. Darum reagierten die jungen Tuareg auch sehr betroffen, als die Islamisten im Norden Malis den Tuareg-Aufstand usurpierten und die Scharia aufzwingen wollten. Das Frauen-Bild der Islamisten ist jenem der Tuareg fast diametral entgegen gesetzt. Diese Produktion ist auch eine Antwort von Tamikrest auf die Übergriffe auf ihre Chatma – ihre Schwestern.
Die Tuareg-Rocker um Ousmane Ag Mossa legen eine zuweilen ganz untypische, schnell Gangart vor. Die englischen Vorbilder – gut hörbar: Dire Straits – drücken durch. Produzent Chris Eckman hat diese Vorliebe soundmässig vorsichtig herausgearbeitet, ohne den Sahara-Grundton zu vernachlässigen. Da gibt’s auch eine kurze Hookline, die fast wie die Paris-Texas-Melodie von Ry Cooder tönt. Prominenten Zugang gab es zudem durch die Sängerin Wonou Walet Sidati, einst Bandmitglied von Tinariwen. Sie ist gleichermassen Frontfrau wie spirituelles Gravitationszentrum – eben eine Chatma.
«Chatma» ist ein sehr zugängliches Album einer jungen Tuareg-Band die aufbegehrt und lauter, rockiger klingt als ihre Vorbilder. Gleichzeitig eine Absage an jegliche Ideologie und ein Plädoyer für die Erhaltung von traditionellen Werten der eigenen Kultur.
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