In einem theatralischen Auftritt zerfetzt Capossela die Klischees über die Bel Canto-Seele der Italiener, um schon im nächsten Atemzug seine rauchig-sanfte Stimme lindernd über die so geschlagenen Wunden zu legen.
Vinicio Capossela ist ein visueller Musiker. Und ein Literat. Seine Text-Inspiration sind Dichter wie Oscar Wilde, oder John Fante. Geboren in Deutschland, aber aufgewachsen in der Emiglia-Romana gehört er seit den 90ziger Jahren zu den wichtigsten Cantautori Italiens. Oft wird er als Tom Waits Italiens bezeichnet. Ein Vergleich, der insofern stimmig ist, als dass Capossela gerne mit Waits-Gitarrist Marc Ribot zusammenarbeitet. Und weil beide dieselbe Liebe zu theatralischen Auftritten teilen.
In dieser Liedersammlung zeigt Vinicio mehrheitlich seine Rollenspiele der letzten 10 Jahre, lässt aber seine bekanntesten Nummern aus den 90zigern nicht ganz weg. «Ce coss’è l’amor» ist da, geigenbeladene schwülstige Balladen wechseln sich ab mit zwinkerndem Italo-Tango. Nur um anschliessend das volle Dorf-Blasorchester aufzufahren, und gleich drauf wieder in die Rolle des Geschichtenerzählers zu schlüpfen, begleitet von Piano, singender Säge und Streichquartett. Das Album als Best of Album zu bezeichnen wäre ungenau, aber es ist eine ausgezeichnete Geschichtensammlung des Poeten.
Capossela ist ein musikalischer Harlekin, ein Grenzgänger zwischen allen Stilen. Einen seiner eher seltenen Auftritte „im Norden“ gibt’s am Festival Glatt & Verkehrt in Krems am 1.8.2010 zu sehen.
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