WOMEX 2023 – Die Eröffnung

Der Eröffnungsabend jeder WOMEX-Ausgabe gehört traditionellerweise den Musiker*innen aus der Region und dem kulturellen Umland. In A Coruña eröffnete der Flamenco-Gitarrist Niño Josele den Konzertabend.

Begleitet von seinem Pianisten José Heredia Sánchez legte er ein solides Set vor. In seinem Palmares führt er seine Zusammenarbeit mit Jazz-Grössen wie Chick Corea an. «Paz» (Spotify), die Studioproduktion, die ihmviel Lob einbrachte, beschäftigt sich ebenfalls mit Jazzkompositionen, mit Werken des Pianisten Bill Evans.

Auf der Bühne des Opernhauses von A Coruña war es denn auch die Verzahnung von Piano und Gitarre, welche aufhorchen liess. Pfeilschnellen Melodien, von beiden Instrumentalisten absolut synchron gespielt. Insgesamt jedoch verlief das Konzert brav, professionell, sauber und leider etwas uninspiriert.

Tarta Relena

Auftritt von Tarta Relena, ein Duo aus Barcelona. Die Sängerinnen Marta Torella Martinez und Helena Ros Redon verweben Gedichte und Melodien aus Griechenland, Georgien, der eigenen Heimat oder aus dem Liederbuch von Hildegard von Bingen mit spartanisch angelegten Electro-Sounds. Der Duett-Gesang und die vorherrschenden Bordun-Töne lassen so etwas wie Art-Electro entstehen. Gibt’s nicht, machen die beiden Ladies aber.

Da beide Sängerinnen bühnentechnisch an ihre Tastaturen gebunden sind, bauen sie klangtechnische Ergänzungen in ihr Set. Fette Sub-Bass-Attacken und dramatische, bisweilen pathetische Stimm-Ausflüge bringen Farbe und Volumen-Dynamik. Tolle Stimmen, spartanische Umsetzung und ein funktionierender Dialog zwischen Mittelalter und digitalem Heute.

Spotify

Nochmals zwei Ladies, diesmal aus Galizien selber: Caamaño & Ameixeira, Geige und Akkordeon plus Stimme. Ihre erste Nummer zeigt, woher sie stammen: aus der Folktradition Galiziens. Mit jedem Song wird klarer, dass sie Bühnenprofis sind, ihr Repertoire im Griff haben. Die beiden kennen sich aus verschiedenen Projekten, auch mit den beiden Lokalheroen der galizischen, resp. baskischen Musikwelt: Carlos Nuñez und Kepa Junkera.

In vier Songs spannen sie einen Bogen aus der Folk-Tradition über etwas vertracktere Arrangements bis hin zu durchdachten Singer-Songwriter Arrangements. Sympatisch: Nicht um Aufmerksamkeit heischend, sondern durch Handwerk überzeugen die beiden Musikerinnen. Zum Schluss gibt’s wieder eine Melodie zum Mitklatschen – Profis eben.

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Dann beginnt es zu rumpeln im Ablauf des Abends. Die letzte Band, die Sängerin Karmento und ihre Mitstreiter*innen verheddern sich von Anfang in einer seltsamen Mischung zwischen Drama und Pop. Sie behindern sich selber, indem die beiden Frontleute, die Sängerin und ihr Keyboarder / Gitarrist, Emilio Abengonza Osuna, nach jedem Song ihre Instrumente auswechseln. Gitarren müssen gestimmt werden, sich verheddernde Kabel, stolpern über Mikrofonständer – unprofessionell.

Auch in der Darbietung ist nicht klar: Will die Sängerin jetzt Tänzerin sein, oder die Tänzerin mit viel Körpereinsatz die alles gebende Sängerin darstellen? Als die Band nach vier Songs völlig unvermittelt und mit einem halben Winken die Bühne verlässt, ist das Publikum konsterniert. War’s das?

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Als die Hälfte der Zuhörer*innen den Saal bereits verlassen hatte – Womexikaner eröffnen gerne die Schlacht am kalten Buffet! – kamen dann alle Musiker*innen des Abends doch nochmals gemeinsam auf die Bühne, um eine Folkmelodie zu singen. Unterstützt von Tänzer*innen. Schade, alles zerfledderte, es bleibt ein leises Kopfschütteln.

 

Die WOMEX 2023 im Reportage-Überblick

Der Eröffnungsabend
Die erste Konzertnacht
Die zweite Konzertnacht
Die dritte Konzertnacht

 

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