In der dritten Produktion von Bokanté ist die Sängerin Malika Tirolien nicht einfach Frontfrau, jetzt steht sie ganz im Zentrum der Aufnahmen.
Bokanté empfängt einen nicht mit offenen Armen. Die Truppe verlangt, dass man sich mit ihrer Musik auseinandersetzt. Ein erster Durchlauf zeigt, wie perkussiv die Scheibe ist – kein Wunder, besteht doch die Hälfte der Band in diesem Projekt aus Perkussionisten. Dann, beim zweiten, dritten Durchlauf werden die Schichtungen, die Stimmungen deutlich. Trotz vielen Aufnahme-Spuren – die Stimme(n) werden bevorzugt behandelt – ist der Sound transparent und hat viel Tiefenschärfe.
Sängerin Malika Tirolien nutzt ihre Worte und Melodien über weite Strecken ebenfalls sehr perkussiv, setzt die Silben ihrer Texte gegen die Rhythmen ihrer Bandkollegen. Sie erzählt Geschichten, erzählt von Adjoni, der ein Träumer war, und dann – zum Erstaunen der Familie – doch ein grosser Mann wurde. Sie singt von der Unmöglichkeit, das Leben immer unter Kontrolle zu halten, über die Schwierigkeiten der zwischenmenschlichen Kommunikation, oder über die Tatsache, dass in Krieg und Frieden immer der Gewinner die Geschichte schreibt. Malika singt, bis auf zwei Nummern, alles im Kreol ihrer Heimat, Guadeloupe. Das bringt – ein Paradox – trotz sprachlicher Distanz, emotionale Wärme.
2017 als Sideprojekt aus Michael Leagues «Snarky Puppy» heraus entstanden, nimmt Bokanté immer mehr Fahrt auf, gewinnt an Profil. Es ist nicht mehr ein Seitenprojekt mit Sängerin, sondern eine eigene, profilierte Band. Mastermind Michael League hat ja bereits im anderen Soloprojekt mit seinem Keyboarder Bill Lawrence «Where You Wish You Were» immer weniger Bass, und immer öfter Gimbri gespielt. Das macht er auch hier, und verstärkt dadurch noch den perkussiven Charakter der Produktion.
Jazz meets Kreol-Stories meets Perkussion. Die bislang kompakteste, profilierteste Produktion von Bokanté, auch, oder gerade weil sie zu aktivem Hören auffordert.
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Mehr Infos über Bokanté …
P.S. Wer mal die Kerntruppe von den oben erwähnten «Snarky Puppy» bei der Arbeit sehen möchte: Die Truppe hat ihr Grammy-Album «Empire Central» live im Studio mit Publikum eingespielt: Grandiose Musikalität, höchste Konzentration, ein genialer Auftritt! Mehrere Ausschnitte gibt’s auf YouTube.
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