Die vierte Produktion der Bern-São Paulo-Connection Da Cruz erscheint als Doppel-CD. Getreu der Weisheit, dass jedes Ding zwei Seiten hat heisst der eine Silberling «Bright Side», der andere «Dark Side».
Die beiden Seiten, welche Da Cruz mit diesem Doppelspiel aufzeigen wollen, ist die Situation, in der die jüngere Generation in Brasilien heute lebt. Mariana Da Cruz sagt es so:
«Seit ich denken kann wird der Jugend in Brasilien der Aufstieg zur Wirtschaftsmacht in Aussicht gestellt, doch passiert ist nichts.»
Offiziell boomt die Wirtschaft im Schwellenstaat Brasilien, aber bei der Bevölkerung kommt fast nichts an. Armut und eine Zukunft ohne Perspektive bestimmen den Alltag – und das bei einem Durchschnittsalter von rund 30 Jahren. Da bleibt oft nichts anderes übrig als den Frust raus tanzen.
Die Diskokugel steht denn auch im Zentrum der erste CD: Melodische Anleihen an vertraute Tropicalismo-Klänge, Disko-Fanfaren aus den 70ern und Wah-Wah-Gitarren über den hochgetakteten Grooves aus den Maschinen von Ane H. Auf der zweiten CD übernimmt die Elektronik gar die Führungsrolle, Mariana singt und rappt zorniger, der Grundsound wird aggressiver, kantiger, härter. Abwechslungsreiche Rhythmen legen den roten Faden durch beide CDs. Es ist nie der touristisch zelebrierte Samba-Groove, sondern der nervöse, zickige Vorwärtsdrang einer urbanen Welt, gezeichnet in Grautönen. Selbst die Bossa Nova Coverversion des Schmelzer-Songs «Campari Soda» von Taxi klingt nicht wirklich schmeichelnd.
Mit Da Cruz in der Disko: Schon nach kurzer Zeit pocht einem das Herz im Hals, die Rhythmusbrüche lassen einen kurz aus dem Tritt kommen, am Schluss ist man ausgepumpt, atemlos, ausgetanzt. Ich mache mich etwas verloren auf den Heimweg.
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