Aktivistin, Lehrerin, Feministin, Sami, Lautmalerin – Mari Boine zeigt in ihren Kompositionen eine grosse Vielseitigkeit. Sie hat keine Angst vor stilistischen Grenzüberschreitungen.
Die Mehrheit der Hörer*innen kennt die Norwegerin Mari Boine seit Peter Gabriel ihre zweite Produktion – Gula Gula – auf seinem Label Real World wiederveröffentlichte. Im Titelsong verzichtet die Sängerin zwischendurch auf Texte und übernimmt die Technik des Joiks für die Melodie. Sie selber ist aber keine traditionelle Joik-Sängerin. Das Gemeinsame zwischen den Liedern Boines und den Joiks ist die schamanische Klangverwandtschaft. Für die gesellschaftliche und politische Selbstbestimmung der Samen setzt sie sich jedoch zeitlebens ein.
So kommt es, dass Mari Boine auf der einen Seite eine der bekanntesten Vertreterinnen der Samen ist, andererseits aber sich für ihre eigenen Songs stehts um Austausch mit anderen Stilen und Kulturen bemüht. So auch 2001 in der Zusammenarbeit mit Inna Zhelannaya und Sergey Starostin aus Russland. Für die Produktion «Sterna Paradisea» spannte sie mit den Abaqondisi Brothers aus Kapstadt zusammen. Sie arbeitete mit Jan Garbarek oder Kari Bremnes, und Ale Møller war ein gerngesehener Studiogast.
Boine liess ihre Songs gerne remixen – vielleicht war der Titel der Remix-Produktion von 2008 auch eine Replik an die samischen Traditionalisten: It ain’t necessarily evil. Bis heute lässt sich Mari Boine stiltechnisch nicht wirklich greifen. Es sind ätherische Pop-Songs in Englisch und Sami gesungen, mal oppulent produziert, mal spartanisch spröde.
Diskografie (Auszug)
1989/90: Gula Gula (wurde 2005 re-mastered)
1994: Goaskinviellja / Ornebor – Eagle Brother
1998: Balvvoslantja – Room of Worship
2001: Remixed
2002: Gávcci jahkejuogu – Eight Seasons
2006: Iddjagiedas (In the Hand Of The Night)
2008: It Ain’t Necessarily Evil – Mari Boine Remixed Vol. 2
2009: Cuovgga airras / Sterna Paradisea
2017: See The Woman
2023: Amame
2023: Mari Boine – Gula Gula – Hør Stammødrenes Stemme (Remastered)
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