Sofia Rei liebt die musikalische Herausforderung. In Jorge Roeder hat sie einen Bassisten zur Seite, der sie auf den Wegen in alle Stilrichtungen voll unterstützt, und herausfordert.
Es gibt bekanntlich Zufälle: Die singende Argentinierin Sofia Rei und der peruanischer Bass-Virtuose Jorge Roeder treffen sich in New York. Die beiden sind Freunde, seit sie sich vor rund 20 Jahren am New England Conservatory in Boston kennen lernten. Und sie lieben die Musik ihrer alten Heimaten. Doch es brauchte noch eine Pandemie, damit die beiden genügend Zeit fanden, neben all den (zwischenzeitlich auf coronäres Eis gelegten) Projekten ein akustisches Duo-Album einzuüben und einzuspielen.
Weniger bekannt sein dürften die Songs. Man muss schon sehr bewandert sein im Latin-Jazz-Songbook von Pixinguinha über Nicomedes Santa Cruz bis Thelonious Monk, um die Songs zuordnen zu können. Einige Melodien klingen vielleicht irgendwie vertraut, aber darüber hinaus…. Es ist eines der Steckenpferde von Sofia Rei – sie nennt es «a Quest» – die Vielfalt der Latin-Music aufzuzeigen, zu singen, dem Publikum vorzutragen. Sie sagt dazu:
Es ist sehr wichtig, den Latin-Mainstream zu verlassen. Der wird von einer übersichtlichen Menge von Agenten dirigiert, die seit 30 Jahren die Latin-Billboard-Top-30 Songs verwalten. Kein Wunder tauchen da gerade mal vielleicht zehn Reggaeton-Songs auf, und eine einzige Cumbia. Diese musikalische Engstirnigkeit ist schlichtweg ein Hohn, wenn man die Vielfalt, den Reichtum der Stile und die Rhythmen der Latin Music kennt.
Jorge Roeder gilt als einer der kreativsten Bassisten der amerikanischen Jazz-Szene. Sein Spiel wird gerne mit einem Tanz verglichen. Mit einer Stimme wie die von Sofia Rei lässt sich gut ein ganzes Tanzprogramm aufbauen. Kein Song atmet dieselbe Luft wie ein anderer in diesem Repertoire. Virtuos und leidenschaftlich tanzen die beiden, fordern und unterstützen einander gegenseitig und gleichzeitig. Man soll sich nicht wegen des ziemlich jazzigen Einstiegs ins Album vorzeitig überfordert fühlen – die Süsse und Zartheit des Südens übernehmen bald das melodische Steuer.
Solche Alben entstehen, wenn sich Musiker*innen der Musik verpflichtet fühlen, der Vielfalt, nicht dem Kommerz. Tut gut zu hören.
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