Nicht einfach, mitten in der Karriere den Bandnamen zu wechseln. Sunbörn haben es getan, denn früher hiessen die sechs aus Dänemark anders.
Es kam vieles zusammen: Corona, Lockdown, vielleicht auch die Diskussionen über kulturelle Aneignung, vor allem aber musikalische Weichenstellung, Jetzt heisst die Truppe, die bis 2022 als The KutiMangoes auftraten, Sunbörn. Was die klangliche und kompositorische Weichenstellung betrifft, so hat Sunbörn wieder mehr Kontakt mit jazzigen Wurzeln aufgenommen. Was neu dazu gekommen ist, ist wohl am ehesten anhand des Songs «Metropolis» nachzuvollziehen:
Da ist die Assoziation zur Arbeiter-/Maschinenwelt von Fritz Langs Metropolis drin (YouTube-Link voller Film). Gleichzeitig eine tiefe Verbeugung für die innovativen Klang- und Groove-Welten von Kraftwerk (Spotify). Die Leichtigkeit der getrommelten Afrobeat-Rhythmen haben sich in definiertere, mechanischere Beats verwandelt.
In einem globalsounds-Podcast erklärten Gustav und Michael ihre Musik vor zwei Jahren so:
Am Anfang unserer Bandlaufbahn nannten wir unsere Musik Afrobeat aus dem Norden. Wir brauchten also auch diesen Begriff. Aber alle von uns starteten ihre Karriere als Jazzer… Du bist in erster Linie ein Musiker der einfach alles gerne hat. Auch wenn du dich als Jazzer verstehst dann hörst du kubanische Sounds, Brasilianisches, Afrikarhythmen, Balkangrooves. Es geht im Kern um improvisierte Instrumentalmusik. Wir haben lange diskutiert welches Label wir uns umhängen sollten, es passt irgendwie keines, das uns umfassend definieren könnte.
Auf ihrem neuen YouTube-Kanal erklären Gustav und Michael mehr über die Namens-Änderung.
Mehr Beat, aber nicht weniger Rhythm
Die Arbeit an den Rhythmen ist über das ganze Album ohrenfällig: der Opener nimmt noch etwas Afro-Leichtigkeit aus früheren Zeiten mit. Dann geht eine Bläser-Hookline in direkten Ringkampf mit unseren Hörgewohnheiten und der rhythmisch freieren Backline. Nach dem tekknoiden Metropolis erholen wir uns auf einer Aussichtsbank in den Alpen, bevor wir wieder etwas Tempo aufnehmen. Mit Gastgitarrist Caio Marcio Santos tanzt der Jazz auf einem Kreisel. Gast-Bassistin Ida Nielsen animiert im folgenden Song den Band-Keyboarder Johannes Buhl Andresen zu einem Ausflug in die Fusion-Welt – während die Band zuverlässig wie eine gut geölte Lokomotive das Tempo aufrecht hält. Zum Schluss liegen alle in der Frühlingssonne unter einem blühenden Apfelbaum und lassen ein Sax-Solo in der Sonne tanzen.
Man muss sich nicht wirklich anstrengen, die «alten» KutiMangoes aus den neuen Songs von Sunbörn herauszuhören, und hat es trotzdem mit einer neuen Band und neuen Grooves zu tun. Transition geglückt!
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