Jemenitische Melodien, latinisierte Wüsten-Rhythmen und jazzige Arrangements – bringt Yemen Blues zuviel Fusion? Keineswegs, dieser etwas intellektuelle Wüstengroove hebt nicht ab, bleibt gut geerdet.
Im Zentrum der Grosstruppe mit Musikern aus Israel, Uruguay und New York steht Sänger und Gimbri-Spieler Ravid Kahalani. Der zweite Grundpfeiler der Truppe ist der Bass- und Oud-Spieler Omer Avital. Beide stammen aus einer jemenitischen Familie, wobei Omer’s Stammbaum auch noch eine marokkanische Wurzel hat. Während Ravid seine Karriere in Israel startete machte sich Omer in der Jazz-Szene New Yorks seinen Namen. Das tönt alles nach etwas zu viel Fusion, doch die beiden arbeiten sehr sorgfältig an ihrem Amalgam aus den verschiedensten Musikwelten.
Performance – das ist eine wichtige dritte Zugabe zur Yemen Blues Mischung. Selbst dort, wo die Arrangements für das Orchester sehr ausgefeilt und komplex sind, werden sie in der Live-Situation virtuos geführt. Egal ob umfangreiche Perkussion, Streicher oder Bläser, sie alle folgen den beiden Frontleuten auch in ausholende Improvisationen. Trotz den harmonischen Schichten zwischen Jazz und Klassik, manchmal sehr dicht gepackt, geht der Grundgroove der Wüste nicht verloren. Wer eine Live-Aufnahme hören möchte: die Band spielte am 8.Januar 2012 am Globalfest 2012 in New York.
Laut Facebook arbeiten Yemen Blues, nach ausführlichen Tourneen vor allem im angelsächsischen Raum, jetzt an einem zweiten Album. Und hoffentlich gehen sie auch die Vertriebs-Struktur ihrer Aufnahmen an. Ausser auf CD-Baby ist dieser Erstling nämlich sonst nicht erhältlich!
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