«Evolutionärer Maloya» umschreibt die Musik von Grèn Sémé nicht treffend genug. Dieser Erstling bannt nicht die ganze Kraft der Truppe auf den Silberling, aber er belegt: Poesie und Musik sind Zwillinge.
Die Band ist zwischen 2006 und 08 gleichermassen in Montpellier und auf der Insel La Réunion entstanden. Grèn Sémé ist Musik die in Worten auskristallisiert, wie auch Poesie welche zu Tönen wird. Wer es fertig bringt, Hegels Gedanken über die Arbeit auf Kreol zu übersetzen und das Zitat erst noch zu einer dubbigen Jazzmelodie zu singen kann nicht nur aus einem einzelnen Kultur-Ei geschlüpft sein.
Für die Worte zuständig ist Frontmann Carlo de Sacco. Da steht er ganz in der Tradition eines Danyel Waro. Seine Poesie wechselt zwischen Deklamation – nicht Rap! – und Gesang hin und her. Es sind Chansons, die aus den verwobenen Maloya-Rhythmen von La Réunion wachsen. Eines aber macht mich stutzig: Bei ihrem Auftritt am Festival Bab El Med hat die Band einen rockigen, drängenden Eindruck gemacht. Auf diesem Silberling – nur erhältlich im Eigenvertrieb! – überwiegen jedoch die leiseren, zurückhaltenderen Töne.
Vielleicht entwickelt sich die Band so schnell, dass ihnen die einzelnen Soundkleider ganz schnell zu eng werden. Soll es ja geben, in den Jugendjahren.
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