Maria Mazzotta – Onde

Maria Mazzotta hat für ihr aktuelles Trio zwei Mitmusiker gefunden, die sie bei dem unterstützen, was sie selber am besten kann: Gefühle singen.

Man steht am Strand, bis zu den Knien, den Hüften im Wasser. Und dann kommt sie, die Welle, zieht einem die Beine unter dem Körper weg. Ist das Meer rau, kann man schon einige Momente in einer Wellenwalze gefangen werden. Zeit existiert nicht mehr. Wenn man wieder steht, prustend, scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein, auch wenn es nur ein Augenblick war, doch man lebt! Maria Mazzotta beschreibt diese Momente, nur sind es keine physischen Wellen, sondern die Gefühle, die einen zuweilen den Boden unter den Füssen verlieren lässt.

Mazzotta ist eine der herausragenden, italienischen Stimmen des Südens, ist eine Kennerin der Pizzica, eine stimmliche Expressionistin. Nun hat sie mit Cristiano Della Monica am Schlagwerk, und Ernesto Nobili an diversen Gitarren zwei Mitstreiter gefunden, welche ihre emotionale Gesangsader bis in die Kapillaren begleiten, den Herzschlag weitertragen. Die Mazzotta kann leiden, kann zweifeln, ja verzweifeln – die beiden Mitmusiker stützen sie, tragen sie, bis sie wieder festen Boden unter den Füssen hat.

Zartbitter

Wahrscheinlich hätte man diese Musik vor einigen Jahren noch als Folkrock bezeichnet. Heute fällt die Stilbezeichnung etwas komplexer aus. Es ist Salento im Herzen und im Bauch, mit viel Muskeln ausgestattet, wenn Kraft gebraucht wird. Puristen mögen sich vorsehen: Das ist nicht die Pizzica des traditionellen Folkrepertoirs. Diese Songs kommen von dort, haben sich aber geöffnet: Sie laden den Tuareg-Gitarristen Bombino zum Duett, oder die Trompete von Volker Goetze zum Gespräch. Die Arrangements sind zuweilen rau, zögern aber auch nicht, zärtlich zu sein.

Das ist Pizzica, welche auf die Welt und auf’s Heute reagiert. Sie darf süss sein, darf hart sein, solange sie eines ist: ehrlich.

Achtung: Physisch ist die CD erst im April erhältlich, digital schon jetzt … sollte das Trio in der näheren Nachbarschaft konzertieren: hingehen. Das geht unter die Haut.

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