Wie hätte dieses Album wohl getönt, wenn alles so gekommen wäre wie geplant? Amatssou klingt auf jeden Fall nach Tinariwen, mit einem Hauch von Nashville.
Die Legende über die Entstehung dieser Produktion sei in aller Kürze erzählt. Jack White, Meister der Stromgitarre, ist ein langjähriger Fan von Tinariwen. Er lud deshalb vor einiger Zeit die Band in sein Studio in Nashville ein. Dazu ein paar US-Musiker, die ebenfalls auf den Grooves der Tuareg-Rocker stehen. Doch dann schlug Corona zum ersten Mal zu: erster Lockdown. Keine Reisemöglichkeit für die Wüstenmänner nach Amerika.
Neuer Plan: Die Amerikaner inkl. Produzent Daniel Lanois fahren in die algerische Wüste, in die Oase Djanet, so was wie die alte Hauptstadt der Tuareg. Dort richteten Tinariwen eine mobiles Studio ein. Technisches Material kam über dem Landweg aus dem Homestudio von Imarhan aus Tamanrasset, inkl. Gitarrist Hicham Bouhasse. Dann schlug Corona zum zweiten Mal zu: Lanois hatte es erwischt, und erneuter Lockdown. Schlussendlich wurde aus all den Plänen eine digitale Netzarbeit: Daniel Lanois sass in LA in seinem Studio, Fats Kaplin (Geige, Pedal Steel) und Wes Corbett (Banjo) in Nashville, und der kabylische Perkussionist Amar Chaoui in einem Studio in Paris.
Die internationale Collage klingt nicht so zerrissen, wie diese Geschichte jetzt glauben machen könnte. Das hat vor allem mit der Rollenverteilung zu tun: Tinariwen sind der Mittelpunkt und spielen ihre neuen Songs. Kaplin und Corbett setzen Farbtupfer in sechs der zwölf Songs, und Lanois gibt auf seiner Pedal Steel mit langen Bordun-Sounds den Songs Fundament und/oder Raum. Keiner der amerikanischen Musiker drängelt sich vor, sie liefern aber gekonnt rhythmische und harmonische Zusätze zu den getragenen und tranceartigen Kompositionen der verschiedenen Songschreiber. Eine durchdachte Songabfolge gibt der Gesamtproduktion zusätzliche Dynamik.
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Die Band reist im Moment durch Europa, um ihr Album auch live vorzustellen. Es gibt ein einziges Konzert in der Schweiz, am 12. Juni in der Mühle Hunziken in Rubigen, und eines in Deutschland, am 22. Juni im Festsaal Kreuzberg in Berlin. Die anderen Konzerte sind in Skandinavien, Frankreich und vor allem England – es ist Festival-Saison. Hier ist der Gig-Terminplan.
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