Das Electro-Tango-Trio Gotan Project erfinden sich nicht neu, dehnt sich aber mächtig nach allen Seiten hin aus, und bezieht Erfahrungen aus verschiedenen Nebenprojekten der jüngeren Vergangenheit mit ein.
Die dritte Studioproduktion des französisch-argentinisch-schweizerischen Trios Gotan Project war überfällig. Vier Jahre sind im Musikgeschäft eine Ewigkeit, und ein Live-Album hilft den Fans meist nur, die Durststrecke knapp zu überwinden. Untätig waren die Drei aber nicht. Philippe Cohen Solal veröffentlichte mit «Moonshine Sessions» ein Country-Album(!), und Christoph H. Müller brachte mit Rodolfo Muñez die Arbeit «Radiokijada» unter die Leute – quasi ein peruanischer Cousin des Tango-Projekts. Jetzt nutzen die Drei den Tango vermehrt als Gefühlsausdruck, nicht nur als Musikstil.
Neue Harmonien und Sounds sind ins Album Tango 3.0 eingeflossen. Schon der erste Track, mit Dr. John an der Hammond, und mit Gebläse zeigt, dass neue Welten betreten werden. Der Sound insgesamt ist wärmer geworden, die cinéastischen Arrangements noch etwas grossflächiger. Die Sängerin Cristina Vilallonga erhält mehr Platz und auch der charismatische Daniel Melingo interpretiert einen Song. Die Gitarren erhalten einen klareren Auftrag und im Fussball-WM-Jahr hat auch der Sport-Reporter Victor Hugo Morales einen Gastauftritt. Im Mix streiten sich manchmal die etwas vorlauten und unnachgiebigen Sequenzer-Töne mit den akustischen Instrumenten.
Das Album überzeugt durch Vielschichtigkeit und Abwechslung. Die Fans hätten’s wohl gerne etwas schwelgender gehabt.
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